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IST STARKSEIN HARAM?

Ist Starksein haram?

In meiner Kindheit bin ich mit vielen Helden aufgewachsen:

Siegfried und der Drache, David und Goliath, Hänsel und Gretel als kluge Überlister der bösen Hexe und nicht zuletzt auch Aschenputtel, die sich zwar nicht aufständisch  wild gegen ihr Schicksal und die bösen Stiefschwestern aufgelehnt hat, aber dennoch als stille Heldin stolz und würdevoll ihre Situation ertragen hat und später vom Schicksal, dem Leben oder Karma reich durch die Liebe des Prinzen belohnt worden ist.

Alle hatten es nicht wirklich leid – so einpfercht im Käfig der bösen Hexe ohne Mami , Papi und Essen wie zB Hänsel & Gretel- haben aber weder gejammert, noch geheult, sondern mit denen ihnen zu Verfügung stehenden Ressourcen einen Plan zur Befreiung geschmiedet und diesen mutig und  (jetzt kommt as Wichtige!) letztendlich erfolgreich in die Tat umgesetzt.

Und all das ohne zu jammern , die Umstände/die Gesellschaft zu beschuldigen oder sich diskriminiert zu fühlen und larmoyant „ Ich bin ein Opfer“ zu skandieren. Oder täglich zu affirmieren.

Was ist zwischenzeitlich passiert? Heute scheint es absolut unmodern geworden zu sein, für sich selbst und seine Interessen einzustehen und diese mutig und stolz zu vertreten. Sobald irgendwas nicht nach Plan läuft, sind alle plötzlich so sensiiiibel, fühlen sich als Opfer und von Gesellschaft oder den Umständen, werden diskriminiert und schreien sofort danach, dass man sich ihres Leids annehmen müsse, weil sie Opfer seien. Was andersherum gesehen immer ein prima Mittel ist seine Umwelt zu dominieren: ist es doch schließlich Verantwortung aller anderen, das zarte Pflänzche zu schützen, weil es sonst als  unmoralisch  gilt.

Man ist heutzutage mindestens Opfer des toxischen Partners, der Chancenungleichheit im Bildungswesen, diskriminiert durch Mansplaining und zur Not Opfer der strukturellen Gewalt in unserer Gesellschaft. Oder so.

Irgendwas findet sich immer. Vorbei die Zeiten, wo die Umstände vielleicht nicht immer günstig, das „ Opfer“ aber komplett unopferig, sondern stolz und stark war. Heute muss ein (vom Staat bezahlter) Umgangspfleger ran, weil man keine Stärke oder Lust hat, seine/n Ex bei der Übergabe des Kindes zu sehen, weil man ja Angst hat und bedroht werden könnte; das Jugendamt muss Gespräche über absurde Alltagsthemen mit dem Ehegatten moderieren, weil man es nicht kann und oft auch nicht will und Ärzte müssen Gutachten darüber schreiben, wenn eine Frau allein ob der Tatsache das Ex einen Hund als Profilfoto gewählt hat, ihn für unverantwortlich und narzisstisch diagnostiziert und befindet, dass man ob so einer ungeheuren emotionalen Verletzung das Kind keinesfalls mehr ohne Aufsicht zum Vater geben könne. Ist es nicht vielleicht auch so, dass Umstände vielleicht nicht immer optimal sind, es dennoch aber schön sein könnte, sich selbst als stark und mutig im Sinne von „ Ich schaff das schon irgendwie!“ wahrzunehmen ?

Im Sinne von „ Augen zu und durch!“ oder wie es im Ruhrgebiet heisst im Sinne von „ Die A***Backen zusammenkneifen“ und dadurch Stolz über die eigene Stärke und den eigenen Erfolg zu verspüren und daran zu wachsen. Wenn man alles von Anderen erledigt haben möchte und sich nicht den Herausforderungen stellt merkt der Andere doch erst recht, dass sein einschüchterndes Tun erfolgreich war und kann sich an diesem Erfolg laben, dass er es Euch mal wieder „ gezeigt“ hat.

Was ich mir wünsche: Seid weniger Opfer!

Sondern mehr die Helden eures eigenen Lebens wie Pipi Langstrumpf:

wild, wagemutig und wunderbar!

Ihr könnt es…